Erwachen
Teil I. [Träume](< base_url >/index.php?/topic/35699-erwachen-teil-i-tr%C3%A4ume/) (Englisch)
Teil II. [Albträume](< base_url >/index.php?/topic/35700-erwachen-teil-ii-albtr%C3%A4ume/) (Englisch)
Teil III. [Illusionen](< base_url >/index.php?/topic/35702-erwachen-teil-iii-illusionen/) (Englisch)
Teil IV. [Wirklichkeit](< base_url >/index.php?/topic/35704-erwachen-teil-iv-wirklichkeit/) (Englisch)
Teil III. Illusionen
Alex hielt Wilhelm Tate’s Handstumpf. Erinnerungen an den Kampf mit dem Sicherheitschef waren noch frisch: Er hatte auf ihn geschossen, genauso wie auf die Anderen. Aber im Gegensatz zu den Anderen weigerte sich Tate zu fallen. Der Sicherheitschef Tate hatte erneut angegriffen and Alex erneut geschossen, wieder und wieder, bis die Pistole keine Munition mehr hatte.
-
Ich glaube nicht, dass das Sicherheitssystem dadurch überwunden werden kann.
-
Sie sind ein Pessimist. Entspannen Sie Sich! - Marias Stimme klang … fröhlich.
-
Der Fingerabdruckscanner liest das Kapillarmuster, das …
-
Es ist nicht echt.
Alex sah wieder auf Tate’s Hand und erkannte, dass sie nicht menschlich aussah. Gesponnen mit Sehnen und Muskeln ragten dünne Drähte und Lötkontakte aus dem Stumpf.
- Meisterstück - sagte seine Begleiterin, dann fügte sie hinzu: - Er war voller Elektronik. Kein Mensch. Eine Puppe. Vielleicht sehen uns diejenigen, die sie steuerten, immer noch durch die toten Augen.
Eilig, um sich vor dieser möglichen Beobachtung zu verstecken, steuerte Alex den Geländewagen zum Hangar.
-
Und wer bin ich, wenn nicht auch eine Marionette?
-
Du bist sauber, deshalb wurdest du ausgewählt.
-
Ich meinte nicht Implantate.
-
Du bist in der Lage, Entscheidungen zu treffen, Alex. Aber jetzt bist du verwirrt und deshalb wirst du unterstützt. Es wird vorübergehen.
-
Ich stimmte zu, Maria. Ich erinnere mich.
-
Ja.
-
Aber trotzdem … Ich fühle keine Freiheit.
-
Niemand verachtet die Sklaverei wie Bione. Jeder von ihnen wurde als Sklave geboren. Ein lebendes Schiff, das sich vom Signal ernährt, gebaut um dessen Quelle zu erreichen. Aber Bione wurden befreit.
Alex ging zur Hangartür und legte Tates Hand an den Scanner. Das Panel klingelte mit einem melodischen Signal und das Schloss öffnete sich. Er ließ die Hand auf den Boden fallen. Die Erinnerung an den Tod des Sicherheitschefs, so frisch, vor einer Minute, war bereits fast verschwunden.
-
Kannst du mich das vergessen machen, Maria?
-
Ja. Soll ich damit beginnen?
-
Ich wollte ihn nicht töten! Ich möchte mich nicht daran erinnern, wie viel Blut ich an meinen Händen habe.
Mit diesen Worten begann Alex das Blut auf seiner Haut und Kleidung nicht mehr zu sehen. Als ob es schlicht aus seiner Wahrnehmung rutschte.
- Bildlich gesprochen - fügte er hinzu und riss am Türknauf.
Die Tür gab nicht nach. Durch das Bullauge wurde klar, dass jemand sie von der anderen Seite mit einer Brechstange blockiert hatte. Alex holte tief Luft und umklammerte die Stahlplane mit den Händen. Das Schleifen von Metall hallte durch die Korridore, wurde aber sofort vom Gebrüll der Turbine übertont. Mit sicheren Schritten ging Alex in Richtung des einzigen Geländemaschine im Hangar. Es war eine gigantische Maschine, alleine schon die Räder waren mindestens so groß wie ein kleines Haus. Ohne darauf zu warten, dass sich das äußere Tor vollständig öffnete, bewegte sich die Geländemaschine vom Platz. Die hintere Leiter war hochgeschoben. Kisten, die von den toten Arbeitern aufgeladen worden waren, fielen auf den Boden des Hangars oder rollten auf der Ladefläche herum.
Alex beschleunigte sein Tempo und rannte los. Die Geländemaschine rammte die sich öffnenden Tore und verlangsamte für eine Sekunde, bevor sie auf die Oberfläche des Planeten entkommen konnte. Diese Sekunde war genug für Alex, um die Leiter mit einem einzigen Sprung zu erreichen. Er rollte ab und stand im Laderaum des Geländewagens auf.
Hinten in der Dämmerung erkannte er ein bizarres aber schönes Gebilde von grünen Kristallen. Die Stahlseile, an denen es herausgezogen worden war, waren nun im Boden verankert.
- Sie haben Kristallide auf dem Planeten gefunden - staunte Alex - aber sie haben es nicht gemeldet …
Es war einer der kleinsten Kristallide, die Alex während seiner Zeit in Ellydium gesehen hatte. Aber dieser war anders als alle anderen. Die Tür des Gangs hinter seinem Rücken knallte zu, und das schwache Leuchten des Kristalls war jetzt die einzige Lichtquelle.
-
Eine alte Baumeister Drohne. Sie war schon hier während des großen Sternenkonflikts - erklärte Maria.
-
Bione und Kristallide waren im Krieg?
-
Ja, seit sie sich begegnet waren.
-
Und die Kristalliden zerstörten dann die Erbauer der Bion-Schiffe?
-
Nein, Alex. Bione wurden von der Zeit getötet. Die Schöpfer vergaßen ihre Kultur, ihre Sprache, verloren ihren Verstand. Jahrhunderte sind grausam. Millennien sind rücksichtslos. Bis sie ihr Ziel erreicht hatten - die Quelle des Signals - war aus der einst großartigen Rasse wenig mehr als etwas Tierisches geworden. Parasiten im Körper der großen Bione.
-
Und die Kristalliden?
-
Sie waren schon dort, an der Quelle. Sie selbst ernährten sich vom Signal und griffen an, sobald sie die Bione als Nahrungskonkurrenten erkannt hatten.
-
Iridium.
-
Ja, es ist ähnlich wie Fett in deinen Körpern. Ein Vorratsspeicher für schlechte Zeiten.
-
Das hat den Konflikt ausgelöst?
Etwas regte sich in der Dunkelheit des Laderaums.
- Die Geländemaschine ist auf Autopilot. Das heißt er ist hier.
Aber Alex beachtete das nicht. Er fuhr mit seiner Hand über die glatte Oberfläche des Kristalliden und entdeckte ein raues Loch. Drum herum waren sichtbare Spuren eines Plasmaschneiders.
-
Tate hat etwas von dieser Drohne genommen - etwas sehr Wichtiges.
-
Wir müssen es zurückbringen.
-
Und alle Zeugen töten - sagten Alex und Maria gleichzeitig.
Plötzlich wurde die ganze Ladebucht von hellem Scheinwerferlicht beleuchtet. Es kamen von einer vier Meter langen Konstruktion - einem Exoskelett für Arbeitsaufgaben. Dadrinnen saß ein Mann in einem technischen Interface-Anzug. Die Maschine hob zwei Manipulatorarme an. Einer mit einem Greifer und der andere mit einer Nietvorrichtung ausgestattet.
- Du traust dich ja doch nicht!